In Gesprächen mit Klavierspielern herrscht nicht selten die Meinung, dass Keyboards mit ihren elektrischen Tönen kein Vergleich für ein Flügelpianos sind. Der Grund liegt auf der Hand: Hochwertige Klaviere der Marken Bechstein, Steinway, Kawai oder Yamaha arbeiten mit einer anderen Mechanik als bei Keyboards. Als Anfänger streicht man nicht etwa die Finger über die Tasten und spielt drauf locker los. Nein! Bei einer Hammermechanik sind Akustik und das Klanggefühl komplett verschieden und etwas mehr Power müsste in den Fingern gelegt werden, um die Noten zu spielen! Ihr merkt es schon, wenn ihr die Finger leicht auf die Tasten antippt: bei einem Klavier ertönt bei dieser sanften Berührung unter Umständen kein Ton oder ihr hört den Ton ganz leise. Haut man stärker in die Tasten, hört man nicht nur einen höheren Ton, sondern auch das Vibrieren der Saiten und je nach Melodie, Rhythmus und Geschwindigkeit ist die Dynamik bei Klavieren auch aufgrund der Gewichtung der einzelnen Tasten eine komplett andere. Klavierspieler, die jahrelang auf einem Piano gespielt haben, fällt das Spielen auf dem Keyboard dementsprechend leichter.
Umgekehrt hätten es Keyboardspieler schwerer beim Umstieg auf das Piano bzw. sie bräuchten für die Umstellung etwas länger! Beim Keyboard der Anfängerklasse in Preiskategorien bis 300 Euro hat man es selten mit gewichteten Tasten zu tun. Da ist trotz Anschlagdynamik keine große Kraft nötig, um die Noten zu spielen. Aber wäre ein Wechsel aufs Klavier trotzdem eine Sache der Unmöglichkeit? Die Frage ist natürlich mit Nein zu beantworten.
Umstieg auf Klavier als große Herausforderung
Spielt man jahrelang Keyboard, ohne einmal die Tasten eines Flügelpianos angefasst zu haben, wird das Klavier einem erst einmal vorkommen wie ein komplett neues Instrument! Der Schwung in den Fingern und der Kraftaufwand sind schon andere Welten. Aber nichtsdestotrotz kommt ein Keyboardspieler nicht als blutiger Anfänger zum Klavierspielen! Mit einem gewissen Feingefühl für Noten und mit Automatismen fürs Instrument lernt der Spieler beim Umstieg erst das wahre Potential eines Klaviers mit Hammermechanik. Die Lautstärke wird nicht mehr über Knöpfe geregelt, sondern über euer individuelles Spiel. Emotionale Lieder mit hoher Lautstärke erfordern dementsprechend Geschwindigkeit, Enthusiasmus und Gefühl, der den Körper durchdringt. Deshalb als Tipps vor dem Umstieg zum Klavier:
Die Noten und das passende Tempo zu spielen ist eine Selbstverständlichkeit. Aber auch wenn das Keyboard leichtgewichtige Tasten hat, solltet ihr euch vorstellen, als ob ihr vor einem Klavier sitzt und die Dynamik in die Finger legen müsst. Erzeugt Druck auf die Tasten, auch wenn die Klangfarbe beim Keyboard manchmal eintönig klingt! Übt das Spiel in hoher Lautstärke und geht bei den passenden Passagen runter mit der Lautstärke und an andere Teile wieder hoch. Vielleicht ist es manchmal hilfreich, das Keyboard komplett auszuschalten und auf imaginäre Weise zu spielen!
Lernt das Spiel perfekt ohne Fehler bei passendem Tempo und Rhyhthmus! Viel von euren Kenntnissen wird auch beim Flügelpiano zugute kommen und die meisten Stärken vom Keyboard kommen auf dem Klavier wieder zum Vorschein, was die Umstellung eher beschleunigen wird. Gerade die vertiefte Kenntnis über das jeweilige Pianostück stärkt beim Spielen auf dem Klavier die Neugierde über den Klang und das Musikerlebnis! Und eine Vergleichbarkeit zum bisherigen Spielen auf dem Keyboard lässt sich leicht ableiten.
Übung macht den Meister
Egal ob mit Vorkenntnissen ausgestattet oder nicht – letztendlich ist das Spielen auf dem Klavier eine Übungssache für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis. Anwendungsorientiertes Lernen ist die Basis und Fleiß der Erfolgsfaktor für das Spielen auf dem Tasteninstrument. Der Grund, sich am Anfang für ein elektronisches Instrument zu entscheiden, ist nicht zwangsweise eine Frage des Budgets! Gerade am Anfang, wo man bei der Auswahl des passenden Instruments unsicher ist, wäre die Überlegung zu Kauf eines Keyboards zum Reinschnuppern und Testen keine schlechte Idee!